Das Mozarabische ist eine Gruppe von iberoromanischen Dialekten, die vor und auch während der Rückeroberung (Reconquista) der Iberischen Halbinsel durch die Christen bis in das 11. und 12. Jahrhundert hinein dort gesprochen wurde. Das Wort mozarabisch leitet sich von der arabischen Bezeichnung mustaʿrib (=arabisiert) für die unter arabischer Herrschaft lebenden, aber romanisch sprechenden Christen, die Mozaraber, ab. Die in arabischer Schrift geschriebene romanische Sprache (Aljamiado-Schreibweise) ist stark mit arabischen Wörtern durchsetzt. Sie ist als gesprochene Sprache ausgestorben.
Sprachliche Merkmale
Das Mozarabische zeigt viele archaische Züge: intervokalische P, T, C blieben stimmlos (nicht lenisiert), die Konsonantennexus PL-, CL-, FL- bleiben erhalten (vgl. lat. PLANTAGINEM > mozarab. plantain; ggü span. llantén), der Infinitiv hat die volle lateinische Endung bewahrt (CANTARE > cantare), lat. AU bleibt erhalten und wird nicht monophthongiert, anlautendes F- wird nicht wie im Mittelspanischen zu [ɸ] (graphisch
Der Konsonantennexus -CT- ergibt unterschiedlich entweder [xt], [jt] (wie im Portugiesischen) oder [tʃ]: NOCTEM > noçte /noxte/, CE- und CI- werden wie im Italienischen und Rumänischen [tʃ] gesprochen.
Beispieltext: eine Chardscha aus dem 11. Jahrhundert
Überliefert ist uns das mozarabische Textcorpus vor allem in Gestalt der Chardschas, Liebesgedichte aus dem maurischen Andalusien, dem al-Ándalus des 11. und 12. Jahrhunderts. Die Chardschas gelten als älteste Zeugnisse romanischer Lyrik überhaupt und liegen als Aljamiado-Manuskripte vor, d. h., sie sind mit hebräischen und arabischen Zeichen geschrieben. Sie bilden die Schlussverse von Muwaschschah-Gedichten.
Siehe auch
- Aljamiado
- Spanien
- spanische Sprache
- Portugal
- portugiesische Sprache
- galicische Sprache
- Gegenseitige Verständlichkeit
Literatur
- Annegret Bollée, Ingrid Neumann-Holzschuh: Spanische Sprachgeschichte. Klett Sprachen, Stuttgart 2003, ISBN 3-12-939624-1, S. 51 f.
- Rafael Lapesa: Historia de la lengua española. Ed. Gredos, Madrid 2005, ISBN 84-249-0072-3.
Einzelnachweise




