Die Verborgenen christlichen Stätten in der Region Nagasaki wurden 2018 als serielles UNESCO-Weltkulturerbe vorgeschlagen und am 30. Juni 2018 in die Liste aufgenommen.
Schon seit 2007 waren die Kirchen und christlichen Stätten in Nagasaki auf der Tentativliste. Bei der Eintragung 2007 wurden 28 historische Bauwerke, meist Kirchen, benannt, während die 2018 vorgeschlagenen Stätten den Fokus mehr auf das Leben der christlichen Bevölkerung richten. Es handelt sich um zehn Dörfer oder Inseln, eine Burgruine und eine Kathedrale, gelegen in den Präfekturen Nagasaki und Kumamoto im Nordwesten des japanischen Archipels.
Phasen der christlichen Geschichte Japans
Die zwölf als Welterbe vorgeschlagenen Stätten wurden so ausgewählt, dass sie für verschiedene Phasen der japanischen Kirchengeschichte stehen können:
- Die älteste Stätte (Burg Hara) steht für ein Schlüsselereignis, das zum Verbot der christlichen Religion in Japan führte, nämlich die Shimabara-Rebellion.
- Fünf Stätten illustrieren die verschiedenen religiösen Traditionen, die von den verborgenen Christen (Kakure Kirishitan) entwickelt wurden.
- Vier Stätten illustrieren die Migrationsstrategien der Kakure Kirishitan.
- Eine Stätte und ein Baudenkmal (Kathedrale von Oura) illustrieren die Phase der Duldung und Legalisierung des Christentums in Japan.
Weltkulturerbe-Kandidatur
Allein schon die Einschreibung auf der japanischen Tentativliste verschaffte den christlichen Stätten Aufmerksamkeit, sowohl vor Ort, wo die Christen eine kleine Minderheit darstellen, als auch national und weltweit. Die Initiative ging zunächst nicht von der Präfektur Nagasaki aus, sondern von Denkmalschützern, die sich um den Erhalt der Kirchengebäude angesichts schwindender Gemeinden sorgten. Das katholische Erzbistum Nagasaki eröffnete 2007 ein Pilgerbüro. Der japanische Tourismusverband entwickelte das Konzept eines Pilgerwegs, der in der Region Nagasaki zahlreiche christliche Stätten verband, neben Kirchen auch Stätten des Martyriums, Friedhöfe und Museen. In anderen christlich geprägten Orten wurde erhoben, was an Traditionen aus der Verfolgungszeit noch vorhanden war.
Im Februar 2016 zog Japan den Antrag auf Welterbestatus zurück, nachdem ICOMOS die Erläuterung der einzelnen Stätten als unzureichend kritisiert hatte. ICOMOS schlug eine stärkere Fokussierung auf die Periode der Christenverfolgung vor. Über eine überarbeitete und gekürzte Liste von Welterbestätten wurde im Sommer 2018 von der UNESCO positiv entschieden.
Liste (Stand 2018)
Begründung des Antrags
Die japanische Regierung als Antragstellerin sieht die Verborgenen christlichen Stätten in der Region Nagasaki als einmalige Beispiele dafür, dass Gläubige einer verfolgten Religion über zwei Jahrhunderte nicht nur durch Rückzug in entlegene Gebiete überlebten, sondern indem sie sich als Shintoisten oder Buddhisten sozial tarnten. ICOMOS stimmt dieser Einschätzung zu und sieht in der Kultur der Kakure Kirishitan Besonderheiten, die eine Einschreibung als Weltkulturerbe rechtfertigen (Kriterium iii).
Eintrag in die Liste
Am 30. Juni 2018 wurde das Welterbe „Verborgene christlichen Stätten in der Region Nagasaki“ in die Liste eingetragen.
Weblinks
- Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO zu Tentativlisten (englisch).
- Evaluations of Nominations of Cultural and Mixed Properties. ICOMOS report for the World Heritage Committee 42nd ordinary session, Manama, 24 June - 4 July 2018, S. 113–123.
- Eigene Homepage: Hidden Christian Sites in the Nagasaki Region
- Pilgerweg: Oratio
- Hidden Christian Sites in the Nagasaki Region Information Centre (Stand vor 2016)
Literatur
- Nagasaki Prefecture: Candidate for World Heritage: Churches and Christian Sites in Nagasaki
- Ayako Fukushima: Demolition of Tangible Properties as an Intangible Practice. In: Laurent Bourdeau, Maria Gravari-Barbas (Hrsg.): World Heritage, Tourism and Identity: Inscription and Co-production. Routledge, 2016. ISBN 978-1-4094-7058-8. S. 199–216.
- Tinka Delakorda Kawashima: Pilgrimage, Cultural Landscape and Tourism in the Heritization of Churches and Christian Sites in Nagasaki. In: Razaq Raj, Kevin A Griffin (Hrsg.): Conflicts, Religion and Culture in Tourism. CAB International 2017, ISBN 9781786390660. S. 69–81.
- Beate Löffler: Fremd und Eigen: christlicher Sakralbau in Japan seit 1853. Frank & Timme, Berlin 2011. ISBN 978-3-86596-358-1.
Einzelnachweise




