Rettenberg ist eine Gemeinde im bayerisch-schwäbischen Landkreis Oberallgäu.

Geografie

Lage

Rettenberg liegt auf 807 m ü. NHN am Fuße des Grünten (1738 m). Auf der nördlichen Seite ist diesem Berg der langgestreckte, 1115 Meter hohe Rottachberg vorgelagert. Dazwischen liegt ein großer Teil des Gemeindegebietes. Das Hochtal wird nach Nordosten vom Kranzegger Bach und nach Südwesten vom Agathazeller Bach und vom Roßbach entwässert.

Gemeindegliederung

Es gibt 36 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):

Geschichte

Bis zur Gemeindegründung

Der Ortsname leitet sich vom Gestein Nagelfluh ab. Dieses Gestein wird durch Eisenoxid rötlich verfärbt. Einst hieß dieser Ort auch Rötenberg (von Roter Berg).

Rettenberg war Sitz der Herrschaft Rettenberg. Seit Beginn des 12. Jahrhunderts bis zum Tod Heinrichs von Rettenberg um 1350 waren die Herren von Rettenberg eine der einflussreichsten Familien im Oberallgäu. Ihr Besitz umfasste dort weite Teile östlich der Iller. Ihr Stammsitz war die Burg Rettenberg.

Die Bezeichnung Rettenberg stand ursprünglich für zwei etwa fünf Kilometer entfernte Orte. Zur Unterscheidung wurde der Name des heutigen Ortes Rettenberg mit dem der Pfarrei zu Stephans-Rettenberg ergänzt und das andere Dorf mit Rettenberg vor der Burg bezeichnet. Daraus entwickelte sich im 19. Jahrhundert der Name Vorderburg, der seit 1905 die amtliche Bezeichnung ist.

Mit der Ruine der Burg Finkelsburg und einem Burgstall bei Emmereis befinden sich weitere ehemalige Burganlagen auf dem Gemeindegebiet.

Rettenberg gehörte zum Hochstift Augsburg. Seit dem Reichsdeputationshauptschluss und der Säkularisation 1803 gehört der Ort zu Bayern. Im Jahr 1818 entstand die Gemeinde.

Eingemeindungen

Am 1. Januar 1976 wurde ein kleiner Teil der aufgelösten Gemeinde Petersthal mit damals etwa 25 Einwohnern eingegliedert. Untermaiselstein, das diesen Namen am 26. Februar 1927 erhielt (vorher Maiselstein), und Vorderburg kamen am 1. Mai 1978 hinzu.

Einwohnerentwicklung

Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 3181 auf 4437 um 1256 Einwohner bzw. um 39,5 %.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat hat 16 Mitglieder. Er setzt sich seit der Kommunalwahl am 15. März 2020 wie folgt zusammen:

Bürgermeister

Zum Ersten Bürgermeister wurde bei der Kommunalwahl 2020 Nikolaus Weißinger (CSU) mit 86,7 % der gültigen Stimmen gewählt. Er löste damit Oliver Kunz (CSU) ab, der von 2008 bis 2020 Bürgermeister war und nicht mehr kandidierte.

Wappen

Tourismus

Die Gemeinde ist Teil der Ferienregion Alpsee-Grünten, ein Zusammenschluss der fünf Gemeinden Blaichach, Rettenberg, Sonthofen, Burgberg und Immenstadt zur Stärkung der touristischen Infrastruktur.

Bier.Genuss.Dorf Rettenberg

Das Bier.Genuss.Dorf Rettenberg liegt in einem sonnigen Hochtal am Fuße des Grüntens und ist für sein Brauereihandwerk und seine vielfältigen lokalen Produkte bekannt ist. Hier können Besucher die Kunst des Bierbrauens hautnah erleben und sich von der Vielfalt der regionalen Spezialitäten wie Käse, Wurst und Fleisch verwöhnen lassen.

Die sechs Genuss.Wanderwege laden dazu ein, die malerische Landschaft zu erkunden und dabei immer wieder in gemütlichen Gastrobetrieben und Einkehrhütten einzukehren, um lokale Spezialitäten zu probieren. Ob bei einer deftigen Brotzeit mit frischem Käse und würziger Wurst oder einem erfrischenden Bier aus der örtlichen Brauerei – hier kommt jeder Genießer auf seine Kosten.

Im Bier.Genuss.Dorf Rettenberg steht die regionale Küche im Mittelpunkt, und Besucher haben die Möglichkeit, die Vielfalt der lokalen Produkte zu entdecken und zu genießen.

Naturpark Nagelfluhkette

Seit 2024 ist die Gemeinde Rettenberg Mitglied im Naturpark Nagelfluhkette.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Freizeit

  • Bier.Genuss.Wanderwege
  • Naturerlebnispfad Abenteuer Galetschbach
  • Familienbad Rettenberg
  • Wandergebiet Grünten, Rottachberg und großer Wald

Kulturdenkmäler

  • St.-Nikolaus-Kapelle in Emmereis
  • Ruine der Burg Rettenberg

Museum

  • Mitsubishi Museum. Ein privates Automuseum für Mitsubishi, das seit 2015 etwa 30 Autos und viele andere Dinge ausstellt, die der Konzern Mitsubishi herstellte.

Kirchen

  • Rettenberg: St. Stephan – erbaut 1728–1730, eingeweiht 1754. Einheimische Künstler, vor allem drei Generationen Weiß (Vater Franz Anton, Sohn Nikolaus, Enkel Ludwig Caspar) betätigen sich als Maler, Bildhauer, und Vergolder. Trotz mehrerer Stilepochen blieb die barocke Harmonie erhalten.
  • Untermaiselstein: St. Ursula
  • Vorderburg: St. Blasius – erbaut ab 1737 unter Beibehaltung des Chores des Vorgängerbauwerkes, eingeweiht 1754. Altarblatt und Seitenaltarbilder von Franz Anton Weiß, Spitzturm von 62 m Höhe, davon ca. 30 m in Holzkonstruktion; saniert 2017–2020.
  • Rottach: St. Antonius

Kapellen

  • Bellen: St. Anna
  • Brosisellegg: Hlst. Dreifaltigkeit
  • Buchenberg: St. Magnus
  • Emmereis: St. Nikolaus
  • Engelpolz: St. Maria
  • Freidorf: Hl. Familie
  • Gindels: St. Peter und Paul
  • Greggenhofen: St. Maria Magdalena
  • Kalchenbach: Lourdes Kapelle
  • Kranzegg: Katholische Marienkapelle mit Chorfresko „Verkündigung Mariens“ von Johann Heel.
  • Kranzegg: Evangelische Asante-Christus-Kapelle, 1979 als einzige evangelische Wegekapelle des Allgäus errichtet
  • Sterklis: Dreifaltigkeit
  • Vorderberg: Herz Jesu (privat errichtet) – erbaut 1954 durch Hansjörg Bernhard.
  • Vorderburg: Christus in der Rast
  • Wolfis: Maria Hilf
  • Wagneritz: St. Wendelin

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Vorderburger Kräutermarkt – Mai
  • Dorffest SEINERZEIT im Bier.Genuss.Dorf alle zwei Jahre – Oktober
  • Viehscheid in Kranzegg – September
  • Genuss.Christkindlesmarkt – Dezember

Bildung

  • Kindergarten (Untermaiselstein) mit insgesamt 75 Plätzen, wovon alle belegt sind (1. Juli 2024)
  • Kindergarten und -krippe (Rettenberg) mit insgesamt 141 Plätzen, davon 20 Krippenplätze, wovon alle belegt sind (1. Juli 2024)
  • Volksschule (1.–4. Klasse)

Persönlichkeiten

Geboren in Rettenberg

  • Martin Ertle (* 1641; † 1712), Abt des Klosters Rot an der Rot
  • Georg Greggenhofer (* 1719; † 1779), Hofbaumeister
  • Joseph Anton Steiner (* 1728; † 1801), katholischer Theologe
  • Johann Weiß (* 1738; † 1776), Freskenmaler
  • Andreas Müller (* 1831; † 1901), Freskenmaler und Illustrator
  • Bernhard Widmann (1867–1934), Zisterzienserabt und Musikhistoriker (Ortsteil Vorderburg)
  • Josef Hofmiller (* 1872; † 1933), Schriftsteller und Kritiker
  • Eva Margarethe Borchert-Schweinfurth (1878–1964), Malerin und Grafikerin, lebte in Kranzegg
  • Gerhard Prinzing (1943–2018), Skirennläufer
  • Christa Prinzing (* 1944 oder 1945), Skirennläuferin
  • Albert Burger (* 1955; † 2023), Skirennläufer
  • Wolfram Buchenberg (* 1962), Komponist
  • Petra Haltmayr (* 1975), Skirennläuferin
  • Sarah Pöppel (* 1994), Skispringerin und Freestyle-Skierin

Ehrenbürger

  • Herbert Zötler sen. (* 15. April 1924; † 23. April 2010), Braumeister, war bis zu seinem Ableben Senior-Chef der Privat-Brauerei Zötler (ehemals Adlerbrauerei), langjähriges Mitglied des Gemeinderats

Literatur

  • Josef Stadelmann: Vorderburg und die Herrschaft Rettenberg. Kösel-Verlag, Kempten (Allgäu) 1948.

Weblinks

  • Offizielle Website von Rettenberg
  • Rettenberg: Amtliche Statistik des Bayerischen Landesamtes für Statistik

Einzelnachweise


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